Zinsentwicklung für Bau und Kauf von Immobilien
Welche Faktoren beeinflussen die Bauzinsen?
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Immobilien eine wertstabile Anlage sind. Denn trotz Pandemie ist der Immobilienboom in Deutschland mit stetig steigenden Preisen nahezu ungebrochen. Insbesondere in gefragten Ballungsräumen müssen sich Käufer schnell für oder gegen eine Immobilie entscheiden, um zum Zuge zu kommen. Auch Bauland ist hier besonders rar und teuer.
Aktuelle Befragungen unter Mietern zeigen zudem: Der Wunsch nach dem eigenen Zuhause ist ungebrochen und hat sich in den vergangenen Jahren sogar verstärkt. Der Nachfragedruck auf einem bereits angespannten Markt wird also nicht geringer.
Internationale Notenbanken beeinflussen die Bauzinsen
Ganz entscheidend für die Entwicklung der Bauzinsen ist die Geldpolitik der internationalen Notenbanken, allen voran der Europäischen Zentralbank EZB und der US-Notenbank FED. Insgesamt scheint die Niedrigzinsphase an den internationalen Kapitalmärkten vorbei zu sein. Das wird auch bei steigenden Zinsen beim Kauf von Staatspapieren spürbar, über die Banken ihre Immobilienkredite finanzieren. Diese Mehrkosten geben die Institute dann an die Kreditnehmer weiter.
Experten-Meinungen zur Zinsentwicklung
Das Finanzportal biallo befragte zum Halbjahreswechsel 2021 neun große Kreditinstitute, wie sie die Entwicklung der Bauzinsen und Baupreise im weiteren Jahresverlauf und darüber hinaus einschätzen. Sieben der neuen Anbieter rechnen mit leicht steigenden Zinsen. Im Folgenden lesen Sie die Kernaussagen.
1822direkt: „Moderat höhere Bauzinsen bis Jahresende“
Die Direktbank-Tochter der Frankfurter Sparkasse geht davon aus, dass die Bauzinsen bis zum Jahresende leicht steigen werden. „Raum für eine generelle Trendwende bei den Zinsen sehen wir weiterhin nicht, auch weil keine grundlegende Änderung der Geldpolitik im Euroraum erkennbar ist“, sagt Alexander Naumann, Leiter Kundenservice und Immobiliencenter der 1822direkt.
Allianz: „Moderater Zinsanstieg“
Stefan Kohler, Leiter Allianz Baufinanzierung, erwartet, „dass die Bauzinsen in den nächsten Monaten steigen werden“. Schließlich würden sich die Anzeichen für eine Inflation verdichten: „Die Märkte folgen der von den Notenbanken vorgegebenen Linie und reagieren mit einem moderaten Zinsanstieg.“
BBBank: „Auf weiterhin niedrigem Niveau seitwärts“
Laut BBBank bleiben die Aussichten für Häuslebauer auf dem Kreditmarkt weiter positiv: „Die Zinsen für Baudarlehen und Modernisierungsmaßnahmen dürften sich bei leichten Auf- und Abwärtsbewegungen auf weiterhin niedrigem Niveau seitwärts bewegen“, sagt Oliver Lütsch, Vorstandsvorsitzender der BBBank.
BKM Bausparkasse Mainz: „Bleiben im historisch niedrigen Zinstal“
Die BKM Bausparkasse Mainz erwartet allenfalls einen moderaten Anstieg der Zinsen für Baudarlehen im weiteren Jahresverlauf. „Damit bleiben wir im historisch niedrigen Zinstal. Das dürfte sich auch in 2022 kaum ändern“, sagt Dr. Bernd Dedert, Sprecher des Vorstands der BKM.
Commerzbank: „Zinsniveau bleibt historisch niedrig“
Die Commerzbank geht davon aus, dass die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen im zweiten Halbjahr noch die jüngsten Höchststände im Bereich von minus 0,10 Prozent testen werden. „Für die eng an die Bundrenditen gekoppelten Bauzinsen bedeutet das im zweiten Halbjahr zunächst auch einen leichten Anstieg, dennoch bleibt das Zinsniveau historisch niedrig“, sagt Dirk Kling, Bereichsleiter Baufinanzierung bei der Commerzbank.
Debeka: „Bauzinsen bleiben zunächst günstig“
Die Debeka rechnet nicht mit einem baldigen Ausstieg der EZB aus ihrer lockeren Geldpolitik. Auch sei das Aufwärtspotenzial bei den Bundrenditen begrenzt. „Diese Faktoren führen dazu, dass die Bauzinsen zunächst relativ günstig bleiben werden. Gleichzeitig beobachten wir, dass der Zinsaufschlag für längere Zinsbindungen zunimmt – ein Anzeichen dafür, dass langfristig durchaus mit steigenden Zinsen zu rechnen ist“, sagt Dr. Gert Benner, Leiter Unternehmenskommunikation bei der Debeka.
Deutsche Bank: „Erwarten keinen deutlichen Zinsanstieg“
„Die gute Nachricht für Bauherren und Immobilienkäufer ist, dass wir bei den Hypotheken 2021 keinen deutlichen Zinsanstieg erwarten und sich die Bauzinsen bis Mitte 2022 voraussichtlich seitwärts bewegen“, sagt Eva Grunwald, Leiterin Immobiliengeschäft für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.
Hypovereinsbank: „Zinsen bleiben auf niedrigem Niveau“
Ansgar Oberreuter, Leiter Produktmanagement im Privatkundengeschäft der Hypovereinsbank, sieht den jüngsten Zinsanstieg bei den Bauzinsen vorerst gestoppt. „Es ist davon auszugehen, dass die Zinsen weiterhin auf niedrigem Niveau bleiben werden, wenngleich sich in den nächsten Quartalen auch leichte Steigerungen bei den langfristigen Zinsbindungen ergeben könnten“, sagt Oberreuter.
ING: „Geringfügige Steigerung möglich“
Deutschlands größte Dirketbank ING hält einen geringen Zinsanstieg im zweiten Halbjahr für möglich. „Das Niedrigzinsniveau wird aber wahrscheinlich nicht verlassen. Die Abhängigkeit von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Entwicklung der aktuellen Pandemie-Situation bleibt dabei bestehen“, sagt Thomas Hein, Vertriebsleiter Immobilienfinanzierung bei der ING.
Fazit: Bauen und Kaufen bleibt günstig
Selbst wenn die Bauzinsen in nächster Zeit leicht steigen sollten, sind sie historisch gesehen immer noch absolut günstig. Betrachtet man also die Zinslage, bleibt das Bauen und Kaufen von Immobilien weiterhin attraktiv. Auch wer in nächster Zeit eine Anschlussfinanzierung benötigt, sollte sich überlegen, sich frühzeitig die momentan guten Konditionen zu sichern.