Wie wohnen wir nach Corona?
Szenario 1: Das Zuhause als Mittelpunkt
Kontakte beschränken, von zuhause aus arbeiten, Lieferdienste nutzen – das Leben fand für viele während Corona vorwiegend innerhalb der eigenen vier Wände statt. Dabei lernte man nicht nur die Vorzüge des eigenen Zuhauses kennen, sondern auch seine Mängel. Und genau daraus ergeben sich neue Anforderungen für Wohnimmobilien. Es werden verstärkt größere, aber günstige Wohnungen mit der Möglichkeit eines Homeoffice nachgefragt. Themen wie serielles Bauen werden daher an Bedeutung gewinnen. Auch dem stark gestiegenen Wunsch nach Keim- und Virenfreiheit muss im Bau Rechnung getragen werden – etwa durch innovative Verfahren in der Lüftungstechnik.
Szenario 2: Die Gemeinschaft zählt
Nach all den Einschränkungen gestalten die Menschen ihr Leben nach der Pandemie extrovertierter, erlebnisorientierter, aber auch bewusster. Denn durch die Zeit im Lockdown haben viele erkannt, dass sie materiell weniger zum Leben brauchen und vieles teilen können. Beim Wohnen geht der Trend in Richtung Tiny. Sharing-Angebote und Gemeinschaftsräume gewinnen gleichzeitig an Bedeutung. Die Menschen setzen auf das Prinzip „weniger ist mehr“ und wollen in einem engeren Radius wohnen und arbeiten. Regionalität ist ihnen wichtig sowie die Nähe zu kulturellen, sozialen und Sporteinrichtungen.
Szenario 3: Digital ist das neue Normal
Corona wurde zum Turbo der Digitalisierung. Deshalb gewinnen auch nach der Pandemie Themen wie Smart Home und Smart Kitchen an Bedeutung. Aufeinander abgestimmte Quartiere, Mobilitätsangebote, Kommunikation und Energieversorgung sollten am besten über Apps zu bedienen sein. Für Wohnungsunternehmen werden innovative Service-Leistungen und Mieterplattformen zur Priorität. Zudem steigern vernetzte Heiz-, Lüftungs- oder Beleuchtungssteuerungen die Energieeffizienz der Gebäude. Die Wohnungsvermarktung und Vermietung wird ebenfalls durch Apps und Virtual-Reality-Anwendungen vereinfacht und effizienter.
Szenario 4: Gesund, sozial und grün wohnen
Corona hat die eigene Gesundheit in den Fokus gerückt. Und damit auch Themen wie Fitness- und Sportangebote, Bioläden sowie Gesundheitsdienstleistungen im Quartier und in den Gebäuden. Auch soziale Services wie Nachbarschaftshilfe, Kinderkrippen und die Möglichkeit des generationenübergreifenden Wohnens gehören zum neuen Anforderungsprofil. Neubauten müssen flexible Grundrisse haben, um Wohnungen je nach Lebenssituation zu vergrößern oder zu verkleinern. Wichtige Faktoren bei der Gebäude- und Quartiersplanung sind zudem ein geringer Energieverbrauch, eine emissionsfreie Energieversorgung und umweltfreundliche Mobilitätskonzepte.
Szenario 5: Raus an die frische Luft
Balkone und Terrassen wurden während Corona zum heimischen Zufluchtsort. Auch nach der Pandemie hält der Trend zu einem Leben im Außenbereich an. Für Architekten bedeutet das zum Beispiel, Renovierungen oder Umbauten anzubieten, um bestehende Wohnungen umzurüsten. Auch Stadtplaner müssen in Zukunft mehr Fahrradspuren, breitere Gehwege und zusätzliche öffentliche Grünflächen schaffen.