4. Juli 2024 Trends Benjamin Papo

Staatliches Handeln am Wohnungsmarkt eher hinderlich

Der deutsche Wohnungsmarkt befindet sich in einem dynamisch verlaufenden Transformationsprozess. Inwiefern der Wandel gelingt, hängt in hohem Maße von der Rolle ab, die die Politik dabei spielt. Etwas Zurückhaltung täte an dieser Stelle durchaus gut, vor allem, weil viele staatliche Eingriffe kaum zur Erfüllung der Wohnziele beitragen bzw. diesen sogar entgegenstehen. In wohnpolitischen und förderrelevanten Fragen ist deshalb ein Umdenken erforderlich.

62% aller Immobilienkaufaspiranten lässt sich bei der eigenen Wohneigentumsbildung von staatlichen Maßnahmen beeinflussen. Dies gaben zumindest die Befragten der Studie „So wohnen wir in Zukunft: Wie staatliche Interventionen das Wohnen verändern“ der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit der Bilthouse-Gruppe an. Dabei wird die Einflussnahme des Staates in vielen Bereichen allerdings als negativ oder sogar hinderlich wahrgenommen.

So glauben nur 21% der Befragten, dass ihnen die vielfältigen staatlichen Eingriffe helfen würden, die gewünschte Wohnsituation herzustellen. Über die Hälfte empfindet sie als kontraproduktiv. Besonders negativ wird dabei staatliches Handeln in Bezug auf die Gestaltung der Energiepreise und die Verfügbarkeit von Fachkräften wahrgenommen. Signifikant positiver Einfluss wird lediglich der Zurverfügungstellung von Fördermitteln eingeräumt.

Oftmals hängen die Investitionsentscheidungen dagegen von Faktoren ab, die der Staat nicht oder maximal indirekt beeinflussen kann. Hierzu zählen beispielsweise die persönliche Lohnentwicklung (76%) oder die Zinsentwicklung (75%).

Etwas anders sieht es bezüglich der Entwicklung der Immobilienpreise aus, die mit einer Zustimmungsrate von 75% ebenfalls ganz weit oben auf der Liste relevanter Einflussfaktoren bei der Realisierung private Wohnwünsche steht. An dieser Stelle könnte der Staat mit wohnungspolitischen Maßnahmen wie der Förderung des sozialen Wohnungsbaus oder einer Senkung der Kosten, welche privaten Haushalten beim Immobilienkauf von der öffentlichen Hand aufgebürdet werden, sehr wohl gegensteuern.

Dies gilt insbesondere im Bereich des Wohnungsneubaus. Hier nimmt Deutschland laut dem Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen mit 37% staatlich bedingter Kosten einen europäischen Spitzenplatz ein. Schon lange fordern wir deshalb die Senkung oder im Optimalfall den vollständigen Verzicht auf Grunderwerbssteuer beim Ersterwerb.

Auch eine Vereinfachung der baurechtlichen Prozesse kann bezüglich der Gestaltung der persönlichen Wohnsituation einen positiven Beitrag leisten. Zudem sollte die eigene Immobilie als wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge mit entsprechenden steuerlichen Anreizen eingestuft werden. Dazu gehört etwa, dass die Kreditzinsen bei Ersterwerb komplett von der Steuer absetzbar sind.

Alles in allem monieren die Wissenschaftler der TU Darmstadt die hohe Ineffizienz der staatlichen Eingriffe, die nur selten die gewünschte Wirkung entfalten würden. Vieles hänge dabei auch mit Abstimmungsproblemen zwischen verschiedenen politischen Instanzen zusammen. „So bedarf es einer verbesserten Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie zielgerichteter Fördermaßnahmen, um die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt wirksam anzugehen“, wie Andreas Pfnür, Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft an der TU Darmstadt, fordert.

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