Mit mehr Flexibilität gegen die Disruption im Bürobereich?
Corona ist, wie Andreas Wende vom Spitzenverband der Immobilienwirtschaft ZIA gegenüber dem RBB ausführt, "eine der größten Disruptionen und Veränderungen, die der Bürobereich über Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte erlebt hat". Zwar seien Mietausfälle bisher nur selten und Büros würden sich wieder füllen. Doch das sei nur Stufe eins nach der Krise. "Plötzlich haben wir festgestellt, dass nicht nur die Anwesenheit im Büro gar nicht mehr notwendig ist, sondern dass Themen wie Homeoffice oder das Von-unterwegs-oder-woanders-arbeiten funktionieren." Heißt im Klartext: Die Immobilienbranche muss sich umstellen.
Die Erkenntnisse aus dieser Zeit werden einige Unternehmen zum Nachdenken bringen. Wo man früher ungenutzte Flächen möglicherweise stillschweigend akzeptiert hat, könnten diese nun einer genaueren Prüfung unterzogen werden. Das scheinen auch viele Angestellte so zu sehen: Umfragen zeigen, dass viele die Erfahrung des flexiblen Büros nicht mehr missen möchten. Sie zeigen allerdings auch, dass die Arbeit im heimischen Wohnzimmer nicht für alle die beste Lösung ist. Die Wortmeldungen genervter Eltern in den Medien jedenfalls waren während des Lockdowns nicht zu überhören.
So bieten sich für Teile der Branche in der Krise auch neue Chancen. Ansgar Oberholz beispielsweise, der Gründer des Co-Working-Spaces Sankt Oberholz in Berlin, spricht gegenüber dem RBB von dritten Orten, die viele Menschen in Zukunft für ihre Arbeit nutzen werden. Gerade in den Metropolen nutzen große Konzerne schon länger Co-Working-Spaces, um flexibel auf die Anforderungen zeitlich begrenzter Projektarbeit zu reagieren. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch effizienter. Ihre Angestellten greifen dort auf bereits bestehende Ressourcen zurück und teilen sich diese mit anderen. Die Abrechnung erfolgt in Zeitkontingenten, die Vertragslaufzeiten orientieren sich an den Bedürfnissen der Unternehmen.
Dass diese Modelle den klassischen Markt der Gewerbeimmobilien langfristig überflügeln und den Bedarf an Gewerbefläche senken werden, steht allerdings kaum zu erwarten. Dass die Krise dem Markt langfristig schadet aber auch nicht, zumindest nicht in Metropolen wie Berlin. Immobilienunternehmer Andreas Wende: "Ja, wir werden einen deutlichen Einbruch sehen - aber dramatische Auswirkungen auf Berlin? - Nein!“