Mehr Neubau, günstigere Mieten?
Frankfurt am Main. Mainhattan, Bankenmetropole, heimliche Hauptstadt. Das florierende Zentrum des Rhein-Main-Gebiets ist ein beliebter Ort zum Wohnen geworden. Kein Wunder, denn die brodelnde Mischung aus Dorf und Weltstadt ist in Europa einmalig und führt zu immer mehr Zuzug. Fast 100.000 neue Bürger hat die Stadt in den letzten zehn Jahren dazugewonnen. Ein Phänomen, dass alle deutschen Metropolen kennen – aber nicht alle in diesen Dimensionen.
Auch aus diesem Grund wurde in Frankfurt in den letzten zehn Jahren so viel gebaut wie in keiner anderen deutschen Stadt. 48 Wohnungen pro 1.000 Einwohner entstanden dort. Direkt am Main wuchs mit dem Europaviertel sogar ein großes, neues Quartier. Doch die Zahl der Mietwohnungen stagnierte und damit auch die Senkung der Miete.
Ein Grund ist, dass die hohen Baukosten Eigentumswohnungen für Bauherren oft lukrativer machen als Mietwohnungen. Diese These wird vom Baupreisindex gestützt, der für die letzten fünf Jahre ein sattes Plus von 28 Prozent ausweist. Zudem setzen Städte und Kommunen zu wenig Anreize, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zwar stellen die Länder regelmäßig Fördermittel bereit, doch werden diese nur selten von Kommunen abgerufen oder aber die Kommunen selbst verwehren aus unterschiedlichen Gründen die Genehmigung. Und die Bauträger setzen auf Eigentum.
Entsprechend geht die Gleichung „Mehr Neubau gleich günstigere Mieten“ in Frankfurt, aber auch in Berlin nicht mehr auf. Und wenn die Mieten in den Metropolen hoch sind, denken manche eben über ein Eigenheim im Umland nach. Das Einzugsgebiet von Frankfurt reicht im Norden mittlerweile bis ins rheinland-pfälzische Montabaur, im Süden bis in bayrische Aschaffenburg. Die gute Verkehrsanbindung durch ICE-Bahnhöfe oder S-Bahnen tun ihr übriges. Wer weiß, vielleicht ist manche Familie sogar froh über die Entwicklung in den Städten? Manche wären sonst wohl gar nicht erst auf die Idee gekommen, dass ein ruhiges, entspanntes Leben auf dem Land auch seine Vorzüge haben kann.